Regenbogen Filament - ChituSystem CONJURE PLA Matte
- Tobias List

- vor 7 Tagen
- 5 Min. Lesezeit

Heute teste ich das „PLA Matte Gradient“ von Chitu Systems, welches unter dem fortführenden Namen CONJURE vertrieben wird. Das Filament ist ein klassisches PLA mit einem besonderen Effekt einem matten Finish kombiniert mit einem mehrfarbigen Verlauf.
Laut Hersteller wechselt die Farbe etwa alle 14 Meter, was beim richtigen Modell für beeindruckende Übergänge sorgt.
Ich war gespannt, ob das Material nicht nur gut aussieht, sondern sich auch so drucken lässt, wie man es von einem Premium Filament erwarten würde.
Inhaltsverzeichnis
Verpackung & Erster Eindruck
Das Filament kommt in einer schlichten Kartonverpackung mit einer Kunststoffspule, die erfreulicherweise von der Maßgestaltung AMS kompatibel ist.
Etwas enttäuschend war allerdings die Vakuumverpackung:
Beim Öffnen kam kein typisches „Plopp“-Geräusch, das ein echtes Vakuum verraten würde. Die Folie war zwar leicht gespannt, aber offenbar nicht vollständig luftdicht verschlossen. Das bedeutet, dass eventuell etwas Luft und somit auch Feuchtigkeit eingedrungen sein könnte ein Punkt, den man bei PLA meiner Meinung nicht zwingend Beachtung schenken muss, aber ignorieren sollte man es grundsätzlich nicht.
PLA ist was Feuchtigkeit angeht, allgemein sehr unempfindlich und kann bei Bedarf getrocknet werden, wenn man auf Probleme mit Stringing oder dergleichen stoßen sollte.
Die Spulenwicklung selbst macht einen soliden Eindruck. Von der Seite wirkt sie sauber aufgewickelt, im Querschnitt sind auch keine Verschiebungen einzelner Bahnen erkennbar. Das ist in dieser Preisklasse bei Chitu für 22,99$ und auf Amazon für 22,99€ für mich auch ehrlichgesagt eine Erwartungshaltung.
Optisch überzeugt das Filament daher direkt auf Anhieb:
Die matte Oberfläche ist sofort erkennbar, fühlt sich leicht „samtig“ an und der Farbverlauf zeigt sich schon an der Spule ein sanfter Übergang zwischen verschiedenen Farbtönen.
Instruktionen für den Rainbow Effekt
Laut Hersteller wechselt die Farbe alle 14 Meter. Das ist wichtig zu wissen, denn bei kleineren Modellen kann es sein, dass man nur eine oder zwei Farben sieht.
Hier eine kurze Übersicht, wie sich der Farbverlauf verhält:
14 m Verbrauch → 1 Farbe
28 m Verbrauch → 2 Farben
42 m Verbrauch → 3 Farben
56 m Verbrauch → 4 Farben
Wer den Verlauf gezielt sichtbar machen möchte, kann im Slicer (z. B. Bambu Studio, PrusaSlicer, Cura etc.) folgende Parameter anpassen:
Modellgröße (Scale):
Größere Modelle verbrauchen mehr Material und zeigen mehr Farben.
Infill-Dichte (Sparse Infill Density):
Höheres Infill = höherer Verbrauch = schnellere Farbwechsel.
Testaufbau & Druckbedingungen
Gedruckt wurde mit meinem Bambu Lab P1S und einer 0.4 mm HF-Düse
(HF = HighFlow) auf dem Standard strukturierten PEI Platten von BambuLab.
Ich habe das Filament nicht vorgetrocknet, sondern direkt aus der Verpackung in die AMS-Einheit eingelegt.
Raumtemperatur: 23 °C
Luftfeuchtigkeit: 38 %
Filament Feuchte in der AMS: 17 %
Druckbett: glatte PEI-Platte
Bauraum: offen (Tür leicht geöffnet, um Wärmestau im Bauraum zu vermeiden)
Lüfter: 100 %
Getesteter Temperaturbereich Düse: 190 – 230 °C
Zuerst wurde ein Temperaturtower gedruckt, um die optimale Drucktemperatur und Schichthaftung zu ermitteln. Anschließend folgten die Kalibrierungen für Flowrate, Pressure Advance und ein max. dynamic Flow Test, um das Materialverhalten bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten zu testen mit einem Abschließenden größeren Dekoobjekt.
Druckergebnisse
Beim Temperaturtower zeigte sich schnell:
Das Filament verhält sich zwischen 225 °C und 230 °C am besten (Der Hersteller empfiehlt laut TDS übrigens 200 °C).
Darunter wurde einmal der Schriftgrad der Temperaturen, Die Überhänge an der geraden Fläche, sowie die Schichthaftung berücksichtig. Die Temperatur hatte für mich keine visuellen Auswirkungen auf den Matte-Finish.
Die Layerhaftung ist insgesamt für PLA ok, insbesondere im mittleren Temperaturbereich ab 215 °C. Jedoch ohne weitere Tests ausgeführt zu haben, waren vergleichbare andere PLA Filamente, die im glänzenden-Finish liegen eher besser.
Der anschließende 3D Benchy darf natürlich nicht fehlen, diente als erstes Praxisbeispiel und zeigte ein gleichmäßiges Druckbild mit schöner, matter Textur. Der Farbverlauf war beim Benchy allerdings kaum zu sehen wegen des zu kurzen Filamentverbrauchs.
Nachdem der Benchy gedruckt war, und an sich ein gutes Ergebnis lieferte, wurde ein kurzer PA-Line-Test durchgeführt. Dieser zeigt bei den für PLA-Standard Wert von 0.02 ein konstantes Ergebnis in der Extrusionsbreite.
Worauf ich bei Materialtest immer sehr gespannt bin, ist der sogenannte max. dynamic Flow Test. Mit diesem Test wird ermittelt, wieviel Filament bei Konstanter Temperatur und erhöhten Geschwindigkeiten, maximal durch die Düse des Gerätes gefördert werden kann, bevor das Filament visuelle bzw. strukturelle Schäden oder Unregelmäßigkeiten aufweist.
Da vom Hersteller keine Angabe vorlag, wie hoch die Rate bei diesem Filament liegt, habe ich den ersten Test mit den Werten 5-25 mm³/s und 0.5er Steigerungs-Schritten gewählt. (Die meisten PLA-Filamente werden im Normalfall zwischen 19-21 mm³/s angegeben.)
Sehr überrascht war ich dahingehend dann von dem Ersten Testergebnis.
Der max. dynamic Flow Test ging mühelos bis zum Ende auf 25.98 mm³/s durch.

Daraufhin wurde dann auch gleich prompt der zweite Test gestartet mit den Werten 20-35 mm³/s in 0.5 Steigerungs-Schritten.
Hier konnte ich dann ab ca 2/3 des gesamten Testdrucks abbrechen, da sich hier dann schon deutliche Spuren von strukturellen Schäden abgebildet haben.

Somit konnte ich bei diesem Test einen maximalen volumetrischen Strom von knapp 27mm³/s erreichen. Was ich für ein Mattes nicht HF-PLA-Filament schon als hoch erachte.
Aufgrund dieser Werte konnte ich dann auch die mathematisch maximale Druckgeschwindigkeit ermitteln. Das Testteil wird mit einer Linienbreite von 0.6mm und 0.2mm linienhöhe gedruckt. Aufgrund des max. Volumenstroms von 27mm³/s erreicht das Filament somit eine Höchstgeschwindigkeit von 225mm/s.
Spiegelt man dies dann dies auf die regulären Linienbreite einer Düse mit Ø0.4 mm (z.B. 0.44mm Linienbreite) erhält man bei gleichbleibender Schichthöhe und dem oben genannten maximalen Volumenstrom von bis zu 307mm/s.
(Die Herstellerangaben liegen hier bei einer Empfehlung von maximal 150mm/s.)
Da ich nun auch endlich, was super dekoratives über das Druckbett schmettern wollte, um den großartigen Farbverlauf besser zur Show zu stellen. Habe ich mir schnell das nächstbeste Modell auf Makerworld geschnappt und einen 5h Druck durchgeschmolzen.
Jedoch hatte ich beim Ersten Druck des Drachen vergessen bei meinem Drucker (BambuLab P1S) die Fronttür etwas offen zu lassen, damit der Wärmestau in der Kammer nicht zu hoch steigt. Das wurde leider kurz vor Ende des Druckobjekts zum Problem und ich hatte einen Düsenstau (Extruder-Clog).
Daher wurde der Druck ein weiteres mal ausgeführt und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.
Der Regenbogeneffekt kam bei diesem Drachenmodell erst so richtig zur Geltung:
sanfte, fast pudrige Übergänge von Pastelltönen, die durch das matte Finish edel wirken und nicht künstlich glänzen.
Ein echter Blickfang 😊
Fazit
Das CONJURE Matte Rainbow PLA überzeugt durch seine druckfreundlichen Eigenschaften und das optisch hochwertige, matte Finish.
Der Farbverlauf ist geschmackvoll, dezent und nicht übertrieben bunt. Es eignet sich hervorragend für Designobjekte, Figuren, Vasen oder dekorative Drucke, die im Licht einen besonderen Effekt zeigen sollen.
Vorteile:
✅ Leicht zu drucken
✅ Mattes, hochwertiges Oberflächenfinish
✅ Gute Layerhaftung
✅ Edler, sanfter Farbverlauf
Nachteile:
❌ Kein echtes Vakuum in der Verpackung
❌ Farbwechsel zu lang für kleine Modelle
❌ Mattheit nimmt bei zu hoher Temperatur ab
Empfohlene Parameter:
Düse: 225–230 °C
Druckbetttemperatur: 45-50 °C
Geschwindigkeit: 100-150 mm/s (max. 300mm/s)
Bauteillüfter: 80-100 %
Gesamtbewertung: ⭐️⭐️⭐️⭐️☆ (4/5)












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